Ehemalige Busbetriebe in Göttingen                                    Logo

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Nachdem es mittlerweile über 90 Jahre Omnibusbetriebe in Göttingen gibt, kam die Idee, einmal Busunternehmen aus Göttingen zu beleuchten, die heute nicht mehr existieren.

Da wäre als Erstes der Fuhrunternehmer Ernst Kulp , der 1926 die ersten motorisierten Stadtbusse in Göttingen eingesetzt hat.
Kulp1
Kulp betrieb in der Oberen Karspüle 20 eine "Wagenvermiethung", Garagen, einen Fuhrbetrieb, das Bestattungsinstitut "Pietät" und später auch noch Krankentransporte. Auf dem Firmengelände existieren heute noch die Garagen und auch die Fahrzeughallen, in denen damals die Busse abgestellt waren.
Drei Busse zählte der Fuhrpark des Unternehmens. Es waren zwei Büssing III GL und ein Büssing VI GL. Bereits 1927 verkaufte Kulp allerdings alle drei Busse an den "Städtischen Kraftwagenbetrieb", der fortan das Liniennetz in Göttingen betrieb. Dort erhielten die Fahrzeuge folgende Kennzeichen:
Büssing III GL - IS-27797
Büssing VI GL - IS-2036x
Büssing III GL - IS-20367



Das Bild rechts zeigt die Hallen, in denen Ernst Kulp seine Omnibusse abstellte.
(Foto: Andreas John)

 Kulp Bushallen



Bendroth1

Ebenfalls in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhundert betrieb Wilhelm Bendroth eine Auto- und Droschken- vermietung in der Kurzen Geismarstraße 20b.

Von dem Betrieb ist lediglich dieses eine Foto bekannt, daß vermutlich einen Opel Blitz mit einem Fremdaufbau zeigt.



(Foto: Uwe Kielstein)
Bendroth2



Baumgarten1
Auch in der ersten Hälfte des 20ten Jahrhunderts gab es die "Klein-Auto- und Omnibus-Vermietung von Wilhelm Baumgarten. Im Adressbuch von 1934 veröffentlichte Baumgarten die nebenstehende Anzeige.
Durch Omnibusverkäufe an die Firma Uhlendorff-Reisen, zu der wir später noch kommen, sind einige der Fahrzeuge bekannt.
Opel

1959 an Uhlendorff-Reisen
Opel

1959 an Uhlendorff-Reisen
Magirus-Deutz/Rathgeber
O 3500 H
1959 an Uhlendorff-Reisen
Magirus-Deutz
O 3500 H
1966 an Uhlendorff-Reisen, Wagen 03b, GÖ-AZ 11
Magirus-Deutz
O 6500 H
1959 an Uhlendorff-Reisen, Wagen 14a
Magirus-Deutz
O 3500 H
1966 an Uhlendorff-Reisen, Wagen 17b, GÖ-AV 85
Magirus-Deutz
O 3500 H
1966 an Uhlendorff-Reisen, Wagen 20b, GÖ-W 766
Magirus-Deutz
O 3500 H
1963 an Uhlendorff-Reisen, Wagen 24a, GÖ-Z 540



In der Roten Straße waren auch die Busse von Gisela Heinrich, der ersten Busfahrerin in Göttingen und ihrem Ehemann abgestellt. Sie firmierten unter "Gänseliesel-Reisen". Vermutlich mit der Einstellung des Unternehmens veräußerte der Betrieb zwei Fahrzeuge ebenfalls an Uhlendorff-Reisen.
Gänseliesel-Reisen
Das Foto, aus dem empfehlenswerten Geschäft "Zeitzeug",
zeigt das Fragment eines Gänseliesel-Reisen-Busses


Setra
S 80
1970 an Uhlendorff-Reisen, Wagen 30a, GÖ-CV 33
Setra
S 110
1970 an Uhlendorff-Reisen, Wagen 08b, GÖ-DL 88



Im bereits erwähnten Adressbuch von 1934 findet sich auch Heinrich Röhrig. Er wirbt mit "Kleinauto, Autobusse, Lastfuhren" für seinen Betrieb in der Weender Landstraße 18/20. Sein Sohn Walter Röhrig übernahm vom Vater den Betrieb und verkaufte in später an Paul Philipzig . Der hatte sein Domizil in der Geismarlandstraße.
Wiederum durch den Verkauf an Uhlendorff-Reisen sind die im Jahr der Geschäftsaufgabe 1975 veräußerten Busse bekannt.
Philipzig1
Büssing

1975 an Uhlendorff-Reisen, Wagen 03d, GÖ-C 330
Magirus-Deutz

1975 an Uhlendorff-Reisen, Wagen 02d, GÖ-Y 470
Setra
S 140
1975 an Uhlendorff-Reisen
Krauss-Maffei

1975 an Uhlendorff-Reisen



Gartetalbahn1
Am 15. August 1950 kam der erste Omnibus auf der neu eröffneten Linie der Gartetalbahn von Göttingen  nach Weißenborn zum Einsatz. Das Fahrzeug wurde von der Firma Bohtz in Hannover angemietet.
Der Bus fuhr vom Göttinger Hauptbahnhof über Geismar, Klein Lengden, Groß Lengden, Potzwenden, Falkenhagen, Sattenhausen, Wöllmarshausen, Rittmarshausen, Kerstlingerode und Bischhausen nach Weißenborn.
Im April des Jahres 1951 erhielt die Gartetalbahn dann ihren ersten eigenen Omnibus.
Schon am 20. Mai 1951 wurde die für fünf Jahre genehmigte Linie von Beienrode über Rittmarshausen und Diemarden nach Göttingen Süd erstmalig befahren.
In der Folgezeit wurden immer häufiger Zugverbindungen durch Busse ersetzt.
Hinzu kamen Streitigkeiten mit der Post, die zu jener Zeit eine Omnibuslinie von Göttingen über Klein Lengden, Groß Lengden, Landolfshausen und Seulingen nach Duderstadt betrieb und der Gartetalbahn nach deren Darstellung unrechtmäßig Fahrgäste wegnahm. Die Post wiederum bezichtigte die Gartetalbahn ihrerseits, Ausflugfahrten mit zwei Bussen zu unternehmen, während ihr nur solche mit einem Bus konzessioniert worden waren.
GÖ-CZ 380
Mercedes-Benz O 317 (GÖ-CZ 380)  Foto: Hans-Jürgen Buhl
GÖ-KK 470
Mercedes-Benz O 307 (GÖ-KK 470)      Foto: Holger Werner
Nachdem die Bahn die Streckenstillegung auf der Schiene beantragt hatte, wurde ihr am 20. Juli 1957 mitgeteilt, sie soll die Fahrpläne mit dem Zusatz “Umstellung auf Omnibusbetrieb während des Fahrplanabschnittes möglich” versehen.
Zu jener Zeit verfügte die Gartetalbahn über vier Omnibusse und zwei Persoenanhänger. Letztere durften allerdings nur noch bis 1960 betrieben werden.
Befahren wurden die beiden Linien Göttingen Süd - Benniehausen - Rittmarshausen - Nesselröden u. Göttingen Hauptbahnhof - Groß Lengden - Sattenhausen - Rittmarshausen - Beienrode.
Nach Einstellung des Schienenverkehrs wurden die Abbrucharbeiten an der Bahnstrecke im Mai 1960 vollendet. Der Güterverkehr wurde noch bis zum 31.12.1970 auf der Straße abgewickelt. Einzig der Omnibusverkehr wurde noch weiter betrieben.
Sogar in den Fahrplänen der Stadtwerke Göttingen tauchte die Gartetalbahn auf. Auf dem Abschnitt vom Bahnhof bis nach Geismar verkehrte sie “im Auftrag der Stadtwerke” und wurde so mit zwei extra Fahrplanseiten bedacht.
Fahrplan
Letztmalig finden sich diese Seiten im Fahrplan vom 23. Mai 1982, denn am 31.12.1982 endete für die Bahn auch das Kapitel Omnibusse und damit die ganze Geschichte der Gartetalbahn. Zum 1.1.1983 übernahm die Deutsche Bundesbahn den Omnibusverkehr. Die Busse fanden u.a. bei der Firma Otto ein neues Zuhause. 

Vom Fuhrpark sind folgende Busse bekannt:
Hersteller                 
Typ
Aufbau
Kennzeichen
Verbleib/Anmerkungen
Büssing
5000 T
Stolle
BN 63-5070
Wagen-Nr. 26
Büssing
6500 T
FAKA


Mercedes-Benz
O 5000
Stolle


Büssing
5000 TU
Trutz


Mercedes-Benz
O 6600 H



Mercedes-Benz
O 321 H



Mercedes-Benz
O 321 HL



Mercedes-Benz
O 321 HL



Mercedes-Benz
O 317 

GÖ-CZ 380

Mercedes-Benz
O 317 

GÖ-CZ 310

Mercedes-Benz
O 317 


an Otto-Reisen, GÖ-CZ 863
Mercedes-Benz
O 319



Mercedes-Benz
O 302

GÖ-DK 464

Mercedes-Benz
O 302

GÖ-KK 166
an Otto-Reisen, GÖ-PK 302
Mercedes-Benz
O 302


an Otto-Reisen, GÖ-LK 172
Mercedes-Benz
O 307



Mercedes-Benz
O 307

GÖ-KK 470
an Otto-Reisen, GÖ-KK 470; an Rizor, HI-TR 909
Mercedes-Benz
O 307


an Otto-Reisen, GÖ-KK 471
MAN
SÜ 230

GÖ-NK 373

Personenanhänger




Luther & Jordan (Braunschweig)




Kässbohrer







Nicht sehr lange am Markt war das Busunternehmen Friendly Tours , daß 1985 von Ulrike und Ingo Nakath als GbR (Gesellschaft bürgerlichen Rechts) gegründet wurde. Der Firmensitz war in Grone im Gotteslager 3b. Vom Unternehmen erhalten ist die unten abgebildete Postkarte.
Postkarte Friendly Tours



Prospekt
Prospekt aus dem Jahr 1960                         Slg. Andreas John
Firmengründer Walter Uhlendorff übernahm am 1.4.1925 von seiner Mutter den Droschkenbetrieb mit drei Pferdedroschken. Das Firmengelände befand sich am Friedhofsweg. Heute befindet sich an jener Stelle an der Weender Landstraße der Uni-Parkplatz.
Uhlendorff erkannte die Zeichen der Zeit und trieb die Motorisierung voran. Mit drei Taxen, fünf LKWs im Fuhrbetrieb und auch schon einem Bus, einem Ford BB, der die Linie Göttingen-Duderstadt bediente, überstand er die schwierigen Jahre der Weltwirtschaftskrise. 
Mit Beginn des zweiten Weltkrieges allerdings beschlagnahmte die Wehrmacht sämtliche Fahrzeuge. Überraschend bekam der Betrieb während des Krieges wieder Omnibusse und LKW zugewiesen, die bis auf einen Bus und einen LKW aber wieder alle requiriert wurden. Mit dem einzig verbliebenen Bus machte sich ein französischer Kriegsgefangener auf und davon. So blieb zu Kriegsende nur ein LKW übrig. Wegen des großen Transpostbedarfs wies die Besatzungsmacht der Firma Uhlendorff LKW zu, die behelfsmäßig mit Holzbänken zum Personentransport genutzt wurden. Kurz darauf kam ein Mercedes-Benz O 3000, der nachdem er mühsam wieder hergerichtet war nun von den Besatzern beschlagnahmt wurde. Als Ersatz bekam man einen Renault, der ebenfalls erst gründlich restauriert werden mußte. Nun war man in politisch verantwortlichen Kreisen der Meinung, daß nicht Duderstadt, sondern erst einmal die stadtnahen Dörfer bedient werden sollten. Man entzog Uhlendorff die Konzession für Duderstadt und erteilte eine Linienkonzession zunächst für Reinhausen und bald darauf für Mollenfelde.

Mittlerweile hatte man den neuen Betriebshof in der Arndtstraße bezogen, mit dessen Bau man bereits 1939 begonnen hat, der aber erst 1946 fertiggestellt wurde.
Auf dem neuen Betriebshof konnte man entdlich auch ein erstes Neufahrzeug begrüßen. Es handelte sich um einen Saurer/Jungbluth. Uhlendorff entdeckte den Reiseverkehr für sich und eröffnete in Göttingen (1955), Hann. Münden (1959) und Kassel (1963) eigene Reisebüros. Mit mittlerweile 30 Bussen im Jahre 1965 wurde es in der Arndtstraße zu eng und es entstand der dritte Betriebshof an der Florenz-Sartorius-Straße.
Nun konnte auch die bereits 1958 begonnene Kooperation mit Weihrauch-Reisen in Northeim ausgebaut werden und es entstanden gemeinsame Kataloge.
Einen weiteren Schwerpunkt bildete immer auch der Linienverkehr auf den beiden oben beschriebenen Linien. Positiv wirkte sich nach der Wiedervereinigung die Verlängerung der Reinhäuser Linie bis nach Heiligenstadt aus. Hier kamen sogar Doppeldecker zum Einsatz (s. unten rechts).
Der Betrieb ging in der Familie von Generation zu Generation. Walter Uhlendorff übergab an seinen Sohn Horst und später trat dann auch dessen Sohn Torsten ins Unternehmen ein.
Am 31. Oktober 1999 endet die Geschichte des Göttinger Unternehmens Uhlendorff. Sämtliche Geschäftsfelder wurden zum 1.11. von der Firma Weihrauch in Northeim übernommen, die seither als "Weihrauch-Uhlendorff" firmiert.
Setra
Kässbohrer-Setra S 15 (GÖ-S 950)            Foto: Andreas John
Neoplan
Neoplan N 426/3                                     Foto: Holger Werner
Eine Fahrzeugliste, die für diesen Artikel zu umfangreich wäre, steht zum Download bereit.


NVG Wagen 7
Mercedes-Benz O 405 (GÖ-J 3307)           Foto: Andreas John
Am 1. April 2003 gründete Wolfgang Brundig, der Inhaber von Brundig-Reisen in Witzenhausen, die NahVerkehr Göttingen (NVG) und übernahm einen Teil der Linienfahrten im Göttinger Stadtbusnetz.
Von 2003 bis 2007 wurden etliche Fahrzeuge der Typen MB O 405, MB O 405N und MB O 405G von den GÖVB übernommen.
Die ersten Neufahrzeuge bekam das junge Unternehmen 2006 mit einem Van Hool New A 320 und zwei Van Hool New A 360. In den Folgejahren kamen weitere Neufahrzeuge aus dem Hause Mercedes-Benz (O 530 Citaro II) und Setra (S 415 NF).

Bei den Ausschreibungen im Jahr 2015 verlor die NVG sämtliche Leistungen an die GÖVB und wurde daraufhin am 30. September aufgelöst.
NVG 575
MB O 405 GN2 (GÖ-B 5575)                    Foto: Andreas John
NVG 530
MB O 530 Citaro II (GÖ-B 5530)            Foto: Andreas John 
Auch von der NVG steht eine PDF-Fahrzeugliste zum Download bereit.

Korrekturen und/oder Ergängzungen sind jederzeit willkommen. Bitte eine Mail an: john@omnibusfreunde-goe.de.